Larissa Aharoni & Julia Brodauf
Der Pavillon ist rund um die Uhr einsehbar.
Larissa Aharoni findet oft und sammelt manchmal Text. Julia Brodauf sammelt oft und findet manchmal Text. Wenn beide ganz wortlos arbeiten, dann sehr unterschiedlich. Wenn es jedoch um das Achten
und Beachten von Sätzen, Worten und Textfragmenten geht und darum, dem Inhalt eine entsprechende Form zu verleihen, entspinnt sich auch zwischen den beiden Künstlerinnen, tiefgreifendes
Verständnis füreinander. Darum nun ein Dialog im Pavillon am Milchhof.
Ein Dutzend bunter „Pill-Pillows“ sind auf dem Boden des Pavillons verteilt. Larissa Aharoni, die seit 2006 immer wieder in Tel Aviv, Israel lebte, hat mit Studierenden der Jerusalemer
Kunstakademie Bezalel Witze zum Thema Religion gesammelt und diese auf eine Vielzahl von Kissen sticken lassen. Die Arbeit titelt: „A Jew, a Muslim, and a Christian walk into a Gallery...“.
Nun erhebt sich das vielstimmige Scherzen hier in Berlin - der Religionskrieg wird zur Kissenschlacht, wobei die Kissen im ersten Moment wie überdimensionale Pillen, wie "Humor-Medizin",
anmuten.
An den Wänden: Bretter und Balken. Julia Brodauf hat an anderer Stelle gesammelt und altmodische Haussegen zusammengetragen. Diese beschwören blumig und inbrünstig Frieden, Gesundheit, Wohlstand und göttlichen Segen für Haus und Bewohner. Julia Brodauf mischt sie untereinander - und mit gängigen Trennungsfloskeln. Weil eben doch nicht immer alles gut geht. Laminatfußbodenbretter dienen als Druckstock, um die Satzfragmente zu vervielfältigen und zu einer unheiligen Tapete für den Pavillon zu zimmern.